Albert Einstein
In diesen paar Wochen lernte ich Japan nicht nur als ein wissenschaftliches Land schätzen, sondern konnte es auch aus einem menschlichen Standpunkt heraus lieben lernen. In meinem nur etwa einmonatigem Aufenthalt fiel mir im besonderen die Bescheidenheit und die Rechtschaffenheit des Japanischen Volkes im Vergleich zu anderen unseren Planeten bewohnenden Völkern auf.
Selbst ich, der doch schon Rundreisen durch entlegendste Weltgegenden gemacht hat, war vorher noch nie einem
solch selbstlosen und angenehmen Volke begegnet. Die hohe Kunst und die Natürlichkeit der architektonischen und anderen Malerei zeigten dabei bis ins kleinste Detail samt und sonders die Schönheit
der Japanischen Bauweise, und daß dieser ein besonderer Wert beizumessen ist.
Ich für mein Teil hoffe daher, daß sich die Japaner nicht von Europäischen Sitten beeinflussen lassen. Sie
sollten sich unbedingt die individuelle Bescheidenheit und die Schlichtheit, die Naturbelassenheit und die Unaufgeregtheit aus der Zeit bevor sie in Berührung mit dem Westen kamen konservieren und
diese nicht in Vergessenheit geraten lassen.
Im Vergleich zu unserer Kultur gibt es in der Japanischen Seele ein Momentum, daß es erlaubt, viel leichter
miteinander vertraut zu werden, als dies bei uns der Fall ist. Dies besteht unter anderem darin, die eigenen Gefühle jeglicher Couleur nur sehr verhalten zu artikulieren und auf jedwede Situation
ruhig und entspannt zu reagieren. Dies ist ein wichtiger Bestandteil der Japanischen Tradition.
Aber bedeutet diese Zurückhaltung auch, daß die Emotionen des Einzelnen in sich selbst unterdrückt werden? Ich
kann das nicht glauben. Der Fortschritt dieser Tradition konnte nur durch die Freundlichkeit und das starke Mitgefühl der Japaner sowie die damit einhergehende Überlegenheit der Japanischen Kultur
über die Westliche bewerkstelligt werden.
Prof. Hideo Nakazawa Tokio Universität